Kaderschmiede Saalfelden: Hier werden Weltmeister ausgebildet

Lisa Theresa Hauser, Sara Marita Kramer, Simon Eder und viele mehr - all diese Wintersport-Athleten und Athletinnen haben in den letzten Wochen bei den Weltmeisterschaften sehr erfolgreich Medaillen abgeräumt und uns damit in Saalfelden Leogang einen Grund zum Feiern beschert. Denn eine Eigenschaft haben diese drei und viele ihrer Mannschaftskollegen gemeinsam: Sie absolvierten ihre sportliche Ausbildung vollständig oder teilweise in Saalfelden. Das gibt uns zum Anlass, euch unsere Sportschulen etwas genauer vorzustellen und zu erzählen, wie amtierende und zukünftige Weltmeister in Saalfelden ausgebildet werden.

Die erste Station der Sportkarriere: Die Nordische Schimittelschule

Der erste Schritt zum Beginn einer erfolgreichen Sportkarriere muss schon in sehr jungen Jahren gemacht werden. Daher entscheiden sich viele Schüler und Schülerinnen bereits nach der Volksschule, den Sport etwas professioneller in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei bietet die Nordische Schimittelschule Saalfelden die Möglichkeit, neben der Schule auch eine Grundausbildung in den Zweigen Ski Alpin, Langlauf, Sprunglauf oder Biathlon zu absolvieren.

Das Schigymnasium vereint professionellen Leistungssport mit Matura

Eine Sportschule kommt in Saalfelden selten allein und so bietet sich das Schigymnasium Saalfelden als weiteres Sprungbrett für eine Sportkarriere an. Es ist Teil des Bundesgymnasiums und Sport-Realgymnasiums (HIB) und integriert ab der 9. Schulstufe professionelles Training mit ausgebildeten Trainern in den Schulalltag. Dabei können die Schülerinnen und Schüler zwischen sechs verschiedenen Sparten wählen, die von Ski Alpin über Ski Nordisch bis hin zu Ski Freestyle reichen. Außerdem wird das Schigymnasium mit einer vollwertigen Reifeprüfung abgeschlossen.

Medaillenregen im Schigymnasium

Die Weltmeisterschaften waren das Gesprächsthema Nummer 1 im Konferenzzimmer des Gymnasiums. Zuerst wurde über die Silbermedaille von Romed Baumann gejubelt, der intern als der "älteste" Weltcup-Athlet unter den Schigymnasium Absolventen gilt. Wenige Tage später zogen die Biathletinnen und Biathleten eindrucksvoll nach: Silber im Mixed Bewerb mit Beteiligung von drei ehemaligen Schülern: Lisa Hauser, Dunja Zdouc und Simon Eder. Gekrönt wurde diese WM mit der Goldmedaille von Lisa Hauser: "Die Erfolgsserie von Lisa ist unter 'historisch' einzuordnen", meint Sportkoordinator Rainer Stöphasius zur neuen Weltmeisterin im Biathlon-Massenstart. Lisa und Dunja haben 2013 gemeinsam am Schigymnasium maturiert - ein Jahrgang, der ganz besonders in Erinnerung bleiben dürfte, denn ihre Schulkollegen und Schulkolleginnen sind nicht weniger erfolgreich. So zum Beispiel der Skifahrer Thomas Dreßen, welcher unter anderem bereits die Abfahrt in Kitzbühel gewinnen konnte. Ebenfalls in dieser Klasse waren Christina Rieder (Biathlon) und Ricarda Haaser (Ski Alpin).

Stolz ist das Trainerteam des Schigymnasiums auch auf den Nordischen Kombinierer Mario Seidl, der bei der Nordischen Schiweltmeisterschaft eine Bronzemedaille mit der Mannschaft gewinnen konnte. "Die Comeback-Medaille von Mario freut uns umso mehr, da wir wissen, wie schwierig es ist, nach einer langen Verletzungspause wieder den Anschluss zu finden."

Sara Marita Kramer lässt eine ganze Schule jubeln

Eine weitere außergewöhnliche Athletin schaffte in der aktuellen Saison den Durchbruch: Schispringerin Sara Marita Kramer. Neben mehreren Weltcupsiegen gewann sie bei der WM in Oberstdorf einmal Gold und einmal Bronze. Sara war von 2011 bis 2015 Schülerin der Schimittelschule Saalfelden und zeigte laut Philipp Amon, Trainer für Nordische Kombination und Spezialsprunglauf, "bereits damals ein unglaubliches Fluggefühl sowie großen Ehrgeiz und Willensstärke". So ist es wenig verwunderlich, dass angefangen bei der Direktion, über das gesamte Trainerteam bis hin zum Reinigungspersonal der Schule alle mitgefiebert haben. "Natürlich macht es uns stolz, diese Erfolge mitgestaltet zu haben und vor allem zu sehen, welche großartige Persönlichkeit Sara geworden ist", freut sich Philipp Amon. Außerdem ist sie bis heute mit der Schimittelschule eng verbunden: "Durch ihre regelmäßigen Besuche und aktiven Teilnahmen an Trainings motiviert und inspiriert sie auch die zukünftigen Generationen diese wundervollen Sports."

Die "Zutaten" zum Saalfeldener Sport-Erfolgsrezept

Erfolgsgeschichten wie diese begeistern ganz Österreich. Noch viel mehr interessieren uns nun aber die Hintergründe. Denn was im Fernsehen bei diesen erfolgreichen Sportlerinnen und Sportlern so einfach aussieht, ist in der Realität mit viel anstrengendem Training und hartem Konkurrenzkampf verbunden. Dabei kommt bei uns die Frage auf: Welches "Erfolgsrezept" steckt hinter unseren beiden Saalfeldener Sportschulen?
 

Zutat 1: Ausgewogene Mischung aus Schule und Sport

Neben vollen Stundenplänen darf das nötige Training nicht zu kurz kommen - und umgekehrt. Daher ist eine ausgewogene Kombination wichtig, um beides unter einen Hut zu bekommen. "Die Skiklassen werden nach einem eigenen Stundenplanrhythmus unterrichtet. Nach dem Unterricht am Vormittag geht es gemeinsam zum Essen in die Schulküche. Am Nachmittag werden die Schüler und Schülerinnen dann in ihrer Sportart vom jeweiligen Spartentrainer trainiert", erklärt uns Mark Hauser, Trainer für Biathlon an der Schimittelschule. Ähnlich plant auch das Schigymnasium: "Montag und Dienstag vormittags ist Schulbetrieb, ab Mittwoch beginnen wir neben dem Unterricht mit konkretem Training in den Sparten. Dazu zählen auch Anreise und Vorbereitungen für Rennen und Bewerbe."
 

Zutat 2: Trainer

Die richtigen Trainer stellen von Beginn an einen sehr wichtigen Anteil am Erfolg dar, denn sie verbringen bereits in der Schulzeit viel Zeit mit den Athletinnen und Athleten. Dies geht sogar über die normale Schulwoche hinaus, denn "auch bei den Wettkämpfen am Wochenende sind oft wir Trainer mit den Schülern gemeinsam unterwegs", erzählt Mark Hauser. In Punkto Trainer hat auch das Schigymnasium einiges zu bieten: "Bei uns sind insgesamt 16 Trainer angestellt, die alle ehemalige Leistungssportler in ihren Sparten waren. Außerdem konzentrieren sie sich alle voll und ganz auf die eigenen Athleten und Athletinnen und haben keine 'Doppelfunktion' in Landesverbänden oder im ÖSV. Dadurch können wir sehr autonom planen und agieren", verrät uns Rainer Stöphasius.
 

Zutat 3: Trainingsstätten

Zusätzlich zu fähigen Trainern braucht es außerdem noch gut ausgestattete Trainingsstätten. Dabei kann das Stadion am schönen Ritzensee als nordischer Hotspot bezeichnet werden. "Wir haben dort perfekte Loipenbedingungen, einen Luftgewehrstand mit 12 Ständen, den von uns installierten Fun & Snow Park sowie die Wettkampfloipen der Junioren-WM 1999". Ein weiterer Vorteil für ein effektives Training ist die durchgehende Beschneiung mit Kunstschnee von Mitte Dezember bis Mitte März. All die Jugendlichen, die wie Sara Marita Kramer der Leidenschaft Schispringen nachgehen, absolvieren ihr Training im Stadion im Saalfeldener Stadtteil Uttenhofen auf Schanzen in vier verschiedenen Größen zwischen 15 und 85 Metern.

Der Erfolg spricht für Saalfelden

Saalfelden Leogang hat somit nicht nur als kontrastreiche Urlaubsregion viel zu bieten, sondern ist auch für SportlerInnen und (angehende) Weltmeister ein wahres Trainingsparadies.

 

Fotos: Schigymnasium Saalfelden, Nordische Schimittelschule Saalfelden, Michael Geißler, Alfred Eder