Ranggeln um den Hagmoar

Zwei Wörter, die bei vielen ein nachdenkliches Stirnrunzeln verursachen und für andere fast die Welt bedeuten: "Ranggeln" bezeichnet eine alte, keltische Kampfsportart, die im Alpenraum seit dem 13. Jahrhundert Tradition hat und wie eine Mischung aus Ringen und Judo beschrieben werden kann. Der "Hagmoar" ist der Sieger des Wettkampfes und genoss früher ein Jahr lang gewisse Vorrechte.

Eine Frau in der Männerwelt

Eigentlich ist das Ranggeln eine reine "Männersache". Seit einigen Jahren interessieren sich aber auch immer wieder Mädchen dafür, hören aber dann ab einem gewissen Alter wieder damit auf. Nicht unbedingt, weil es den Mädchen nicht mehr gefällt. Für die Burschen ist es komisch gegen eine heranwachsende Frau anzutreten. Nur eine Frau begleitet die Ranggler seit klein auf hautnah mit. Der Leoganger Albert Rofner war 1982 Gründungsmitglied des Leoganger Rangglervereines und dreißig Jahre lang Schriftführer des Salzburger Landesverbandes und nahm seine Tochter Rosi (heute Hörhager) zu allen Veranstaltungen mit. Als Obfrau der Leoganger Ranggler und Schriftführerin des Salzburger Rangglerverbandes ist sie die weibliche und einzige Ausnahme in der männerdominierenden Rangglerwelt.

Kreuzwurf, Aufdreher & Stierer

Rosi Hörhager ist also eine echte Ranggler-Expertin und weiß viel zu berichten: "Beim Ranggeln geht’s einfach darum, den Gegner mit Körperkraft und durch verschiedene Griffe und Wurftechniken mit dem Rücken auf den Boden zu werfen. Sobald der Gegner mit beiden Schultern den Boden berührt, hat er den Kampf verloren." Kreuzwurf, Hufer, Aufdreher, Stierer, Knupfer und ähnliche Griffe sind erlaubt, aber keine Schmerzgriffe.

Kleine Ranggler ganz groß

Hört sich ganz einfach an, aber es steckt sehr viel Übung dahinter. Schon Buben ab ca. fünf Jahren treten das erste Mal bei einem offiziellen Bewerb an und trainieren bis zu zwei Mal in der Woche. "Generell kann man sogar beobachten, dass viele Ranggler erst nach vielen Niederlagen zu siegen beginnen. Das ist wahrscheinlich deshalb so, weil sich die Spitzenranggler aufgrund der Wettkämpfe übers Jahr gut kennen lernen, und somit auch ihre Stärken und Schwächen besser einschätzen können. Es nützt auch die ganze Kraft nichts, wenn man die Technik nicht gut beherrscht."

Nach maximal sechs Minuten ist Schluss

"Die Kampfzeit bei den Männern beträgt maximal sechs Minuten und bei Schülern und Jugendlichen maximal fünf Minuten. Geht nach dieser Zeit kein Sieger hervor, scheiden beide aus. Die Wettkämpfe werden im K.o.-System ausgetragen." Die erwachsenen Ranggler werden in vier Klassen (nach ihrem Können) eingeteilt. Die Meisterklasse ist die Klasse I. Richtig spannend wird es dann zum Schluss, wenn es nach dem Preisranggeln um den Tagesbesten, den Hagmoar, geht. Nur erwachsene Ranggler der Klassen I, II und III dürfen antreten.

Kräftemessen der Leoganger

"Wie schon erwähnt war das Ranggeln über viele Jahrhunderte ein wichtiges Ereignis. Nach mündlichen Überlieferungen fanden im 18. und im 19. Jahrhundert immer wieder Rangglerveranstaltungen in Leogang statt, gerne am Spielberg. Insbesondere in den Jahren 1920 bis 1939 wurde viel geranggelt - besonders hervorzuheben ist hier das Rupertiranggeln beim Hüttwirt, das zuletzt 1957 ausgetragen worden ist. Am 15. August 1969 revitalisierte die Landjugend Leogang, unter der Führung von Matthias Scheiber, vulgo 'Madreiter Hias', der später auch Bürgermeister war, das Ranggeln am Spielberg (anfänglich bei den Scheltaualmen, heute bei der Wimbachalm). Seither wird der Leoganger Hagmoar Mitte August, denn es dürfen nur einheimische Männer und Burschen antreten, ausgetragen. Um den Wettkampf in gewisser Art und Weise auch den Frauen zugänglich zu machen, dürfen diese sich im 'Boahaggeln' messen."

 

Vererbbare Ranggler-Gene

Besonders erstaunlich ist es, wenn man sich in der kurzen Geschichte des Spielberg-Ranggelns die Hagmoarliste anschaut. Die Brüder Rupert und Georg Eberl trugen zusammen zwanzig Mal den Titel nach Hause und die Jahre zuvor heimsten diesen ihre Onkel Rudi und Sepp ein. Und auch die Söhne scheinen die Ranggler-Gene wiederum in sich zu tragen.

 

Traditionsreiches Hundstoa-Ranggeln

In der Nachbargemeinde Maria Alm findet seit über 500 Jahren zu Jakobi, am 25. Juli, oder, wenn es sich nicht anders ausgeht, den Sonntag darauf, das Hundstoa-Ranggeln statt. Traditionellerweise marschierten Knechte, Dienstboten und Bauern(söhne) auf den Hundstein, um unter ihnen den mit der meisten Schneid zu finden, den Hagmoar, Grenzstreitigkeiten zu bereinigen oder um die feschesten Sennerinnen zu werben. Heute ist das Hundstoa-Ranggeln das größte seiner Art und für den Sieger bedeutet es so etwas, als hätte er die Streif in Kitzbühel als Schnellster zurückgelegt.

Bilder: Salzburger Rangglerverband, Michael Geißler, Rosi Hörhager