Das Steinerne Meer: Wo Geschichten aus Stein gemeißelt sind

Ein Meer aus Stein, das sich bis zum Horizont wälzt. Wellen aus grauem Kalk, schroff und majestätisch. Wer einmal am Fuß des Steinernen Meeres steht, versteht sofort, warum dieser Gebirgsstock seinen Namen trägt. Bis auf 2.655 Meter ragen die höchsten Gipfel - ein spektakuläres Karsthochplateau, das die Natur in tausenden Jahren geformt hat. Seit 1930 trägt Saalfelden stolz den Beinamen "am Steinernen Meer". Doch die Verbindung der Menschen mit diesem besonderen Ort reicht viel weiter zurück.

Von Jägern, Schmugglern und Visionären

Früher war das Steinerne Meer vor allem das Revier von Jägern, Schmugglern und ein paar mutigen Abenteurern. Erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten auch Bergsteiger die Region. Der Tourismus erwachte, und mit ihm die Sehnsucht nach dem Hochgebirge. Der Österreichische Alpenverein wurde 1862 gegründet und mit ihm begann die Erschließung der Alpen für ein breiteres Publikum. Auch in Saalfelden entstanden neue Wege, Hütten und Visionen. Eine dieser Visionen hatte Michael Holzner, der "Eiserne Michl". Der Glasermeister aus Saalfelden setzte sich unermüdlich für den Bau des Ramseidersteigs ein, der 1878 eröffnet wurde. 1885 folgte das Riemannhaus, das bis heute als wichtiger Stützpunkt für Wanderer und Bergsteiger dient.

Von der Sommerfrische zum Wintersport

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts war Saalfelden ein beliebter Ort für die Sommerfrische - sogar in "Dillinger’s Reisezeitung" wurde es lobend erwähnt. Und weil man hoch oben im Steinernen Meer auch mitten im Sommer Wintersport betreiben konnte, träumten Pioniere bald vom nächsten großen Wurf: einer Seilbahn auf das Riemannhaus. Die Talstation sollte in Ramseiden entstehen. Zwei Millionen Schilling wurden für den Bau veranschlagt. Doch die Weltwirtschaftskrise und politische Widerstände bremsten das Projekt aus. Genauso wie eine geplante Ausflugsstraße, die 1939 von Franz Wallack (dem Erbauer der Großglocknerstraße) konzipiert wurde. Auch sie fiel dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.

Skifahren, Eisschießen und Höhenluft

Trotz aller Hürden: Der Bergsport fand seinen Platz im Steinernen Meer. 1909 wurde die erste Skifahrt unternommen, 1929 folgte der erste Hochgebirgsskikurs. Selbst Eisschießen war schon früh beliebt. 1906 am Riemannhaus, später auch regelmäßig bei Langlaufbewerben und Vereinsveranstaltungen. Und heute? Da zieht das Steinerne Meer Wanderer, Tourengeher und Bergsteiger magisch an. Rund 20 Gipfel sind über markierte Wege erreichbar. Ob Tagesausflug oder mehrtägige Hüttentour - dank Riemannhaus, Ingolstädter Haus, Peter-Wiechenthaler-Hütte und Kärlingerhaus wird aus einer Wanderung ein echtes Bergerlebnis.

Zeitlos schön - damals wie heute

Das Steinerne Meer ist mehr als ein Gebirgsstock. Es ist ein Naturwunder, ein Ort voller Geschichten und Emotionen. Wer sich auf den Weg macht, der spürt sie noch: die wilde Freiheit, die Pionierkraft und die Ruhe der Berge. Damals wie heute - das Steinerne Meer bleibt ein Herzstück der Region Saalfelden Leogang.

Fotos: Michael Geißler, Julian Gruber