Wer steckt hinter dem Krampus?

Ich gebe es zu, ich hab heute noch Angst vorm Krampus. Alleine wenn ich die Glocken höre, bleibt mir schon das Herz stehen. Doch hinter der schaurigen Gestalt mit der Rute steckt ein Mensch und ganz viel Brauchtum. Und plötzlich sind die Krampusse gar nicht mehr so zum Fürchten.

4-Augen-Gespräch mit dem Krampus

Man fürchtet sich vor dem Unbekannten. Was könnte da besser gegen meine Krampus-Phobie helfen, als mal mit einem zu sprechen und ihn besser kennen lernen? Nichts, deswegen habe ich mich mit Alexander Kruch, seit bald 25 Jahren Krampus bei der Wallnerpass, getroffen und ihn mal so richtig ausgefragt. Das erste Mal lief er mit 7 Jahren als Krampus bei einem Lauf mit und mit 11 Jahren war er schon ein vollwertiges Mitglied der Pass, die 1994 aus dem Heeressportverein hervorging. Was Krampusse mit dem Bundesheer zu tun haben? Die Gründungsmitglieder der Wallnerpass waren zu einem großen Teil Soldaten und Verwaltungsmitglieder des Heeres und haben die Sektion Brauchtum in der Wallnerkaserne in Saalfelden gegründet.

Brauchtum erhalten

Man merkt sofort, dass bei der Wallnerpass der Brauch im Vordergrund steht. Es geht darum etwas zu Erhalten, das es schon seit so vielen Jahrzenten gibt und es an die Jugend weiterzugeben. Und das gelingt der Pass aus Saalfelden ausgezeichnet. Der jüngste Krampus ist gerade einmal 5 Jahre alt. Es gibt sogar eine Kindergruppe bei der Pass, die mit Begleitpersonen bei einem Lauf voran läuft. Auch Erwachsene haben immer wieder Interesse daran dem Verein beizutreten. Kein Wunder, denn gerade in Zeiten wie diesen ist Brauchtum viel wert. Er ist uns vertraut, schenkt uns ein bisschen Unbeschwertheit und etwas auf das wir uns freuen können. Schön ist auch, dass die Wallnerpass viel Wert auf die Echtheit des Brauchs legt. So gibt es keine Ork- oder Zombiemasken und sie halten sich großteils an die überlieferten Vorschriften. Eine Ausnahme gibt es nur hinsichtlich der Anzahl der Läufe. Eigentlich dürfte der Krampus nur am 5. und 6. Dezember unterwegs sein. So viel Moderne gesteht man sich allerdings zu, dass man sich schon etwas früher in den Anzug schmeißt. Besonders für die Kinder und Jugendlichen im Verein ist dies wichtig. Wir sind froh, dass wir so viele Vereine und Organisationen bei uns in Saalfelden Leogang haben, die unsere Traditionen und Brauchtümer erhalten.

Nikolaus vs. Ausgangssperre

Normalerweise ist die Zeit von Ende November bis 7. Dezember sowie der 5. Jänner ganz in den Händen der Krampusse. Shows, Krampusläufe und der traditionelle Perchtenlauf stehen am Programm. Nicht so in den Ausnahmejahren 2020 und 2021. Doch immerhin darf der Nikolaus mit drei Begleitpersonen, a.k.a. Krampusse, trotz Ausgangssperre Hausbesuche machen. Bei diesen Besuchen gehen der Nikolaus und seine Krampusse nur bis zur Haustüre. Die Hausbesuche sind mit einem riesigen Organisationsaufwand verbunden. Aber wenn man dann in die leuchtenden Kinderaugen blickt, ist wohl keine Mühe zu groß.

Jetzt geht's ans Eingemachte

Das alles klingt jetzt nicht so furchterregend, doch trotzdem reichen schon die Glöckchen an der Pferdekutsche um mich aufzuschrecken und nach dem Krampus Ausschau zu halten. Zeit das Mysterium aufzuklären! So ein Krampusanzug kann bis zu 30 Kilogramm wiegen, je nach Fell und Maske. Alte Masken sind dabei schwerer als neue, da früher viel massiver geschnitzt wurde. Die Masken der Wallnerpass sind alle aus Holz und von Hand geschnitzt. Die Hörner kommen meistens von Steinböcken oder Schafwidder. Die Felle der Krampusse sind echte Felle von Ziegen oder Schafen. Das Anziehen dauert, wenn man so routiniert ist wie Alexander, ca. fünf Minuten. Nur das Anlegen der Schellen ist etwas schwieriger. Da ist etwas Hilfe notwendig, da man sie alleine nur schwer fest genug anlegen kann.

Und noch ganz persönlich

Natürlich musste ich Alexander noch fragen, wie es denn mit der Sicht unter so einer Maske aussieht. "Nicht sehr gut", war die kurze Antwort. Das ist aber leicht erklärt, denn die Maske schränkt den Blick ein. Keine Sicht nach rechts und links, keine Sicht nach oben und unten. Das kann dann schon mal schwierig sein, wenn Kinder vor den Füßen herumlaufen. Deswegen gehen Krampusse auch meistens mit ausgestreckten Armen. So können sie mögliche Hindernisse schneller erkennen.

Last but not least, wollte ich noch wissen, was denn das schönste daran ist als Krampus unterwegs zu sein: "Das Schönste ist, wenn es Kinder gibt, die Angst vor dem Krampus haben, dann aber all ihren Mut zusammennehmen und zu mir herkommen. Wenn sie sich dann sogar trauen mir die Hand zu geben, fangen sie an zu strahlen und da geht mir immer das Herz auf!"

Krampusse sind also auch nur Menschen. Trotzdem wird mein Herz weiterhin schneller schlagen sobald in der Zeit zwischen Ende November und Mitte Dezember irgendwo eine Schelle läutet.