Interview mit Downhill-Medaillenhoffnung Vali Höll

Der Countdown läuft - in zwei Wochen fällt der Startschuss für die 2020 UCI Mountain Bike World Championships in Saalfelden Leogang. Damit rückt auch der große Auftritt von Downhillerin Valentina "Vali" Höll immer näher. Wir haben die Lokalmatadorin mitten in ihren Vorbereitungen zu einem Gespräch über die Heim-WM, Corona und den Bikepark Leogang getroffen.

Höll-isch schnell aufs Podium?

Valentina "Vali" Höll geht bei den UCI World Championships im Epic Bikepark Leogang mit klarem Heimvorteil an den Start. Die Lokalmatadorin vom Spielberghaus hoch über dem Nachbarort Saalbach hat bereits in den letzten Saisonen für großes Aufsehen in der Downhill-Szene gesorgt. Spätestens nach ihrer Siegesfahrt beim Worldcup 2019 in Lenzerheide, die selbst in der Elite-Klasse für Rang eins gereicht hätte, zählt sie 2020 in ihrer ersten Elite-Saison zum Kreis der WM-Favoritinnen. 

Eine Veränderung kommt selten allein

Wir springen zurück zum Jahresanfang - die erste Elitesaison steht vor der Tür und bei Vali dreht sich alles um die Vorbereitung auf die ersten Bewerbe in der neuen Klasse. Zudem fiebert die ganze Familie auf die Heim-WM hin, wie uns Vali gleich zu Beginn erzählt: "Bereits seit dem letzten Jahr macht sich meine gesamte Familie Gedanken über die WM, alle wollten dabei sein."

Doch es kam alles anders, denn die COVID-19 Pandemie hat auch den Bikesport fest im Griff. Viele Rennen mussten abgesagt werden, was vor allem für Vali eine große Herausforderung darstellt: "Es war in diesem Jahr sehr schwierig für mich. Ich komme jetzt frisch von den Junioren und habe dort alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Doch jetzt bin ich kurz vor meiner ersten Elite-Saison und kann gar nicht einschätzen wo ich stehe. Denn vor der WM sind sehr wenige Rennen, in denen starke Konkurrentinnen mitfahren. Das erste große Rennen ist daher schon die Heim-WM."

Die Vorfreude steigt

Trotz aller Herausforderungen überwiegt nun, zwei Wochen vor der WM, die Vorfreude. "Heim-WM und erstes großes Rennen in Einem ist mega cool. Ich bin generell sehr glücklich, dass ich das Privileg habe, in meiner Heimat Rennen fahren zu dürfen", erklärt sie uns mit einem Lächeln im Gesicht. Vali hat auch allen Grund zur Freude, denn sie hat schon in den vergangenen Jahren gezeigt, dass ihr die Strecke, der "Speedster" hervorragend liegt. Beim Weltcup-Bewerb letztes Jahr wäre sie mit ihrer Zeit sogar Dritte in der Elite-Klasse geworden: "Ich denke also, dass der Speed da ist und ich habe mein Bestes in der Vorbereitung gegeben." Die Vorzeichen für die Weltmeisterschaft könnten somit nicht besser sein.

Bikepark statt Kinderspielplatz

Der Weg zu einer Weltmeisterschaft ist lange, da zählen nicht nur die letzten Wochen und Monate vor dem Bewerb. Um auch noch gute Resultate zu erzielen, muss das gesamte Umfeld zusammenstimmen. Das ist sicherlich auch das Erfolgsrezept von Vali, denn die gesamte Familie lebt die Leidenschaft Biken zu 100%. Daher begleitet sie der Mountainbike-Sport bereits seit Kindertagen: "Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, als mich meine Eltern von der Volksschule abgeholt haben und mit mir nach Leogang gefahren sind. Ich selbst bin jedoch nicht aufs Bike gestiegen, sondern habe meine Hausübungen erledigt, während die zwei gefahren sind", schwelgt sie in Erinnerungen. Davon hatte sie aber irgendwann genug und ist selbst aufs Rad gestiegen: "Dann habe ich begonnen, im Riders Playground zu üben."

 

Die beste Weltcup-Erinnerung in Leogang

Der Grundstein für eine erfolgreiche Bike-Karriere wurde somit im Bikepark Leogang gelegt, weshalb ihr dieser Ort besonders am Herzen liegt. "Am Bikepark Leogang finde ich es großartig, dass er für jeden etwas zu bieten hat - unabhängig davon, ob man ein Racer, ein Anfänger oder ein Little Shredder ist, denn man kann sich super an Neues herantasten", schwärmt sie. Ihr persönliches Highlight fand 2018 bei ihrem ersten Heimweltcup-Bewerb statt: "Es war immer mein Traum, aus dem Starthaus zu starten. Als ich dann das erste Mal darin saß, hab ich erst realisiert, dass ich einen Heimweltcup fahren darf. Bei diesem Rennen bin ich außerdem noch gestürzt, habe aber trotzdem mit 15 Sekunden Vorsprung gewonnen. Ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe. Es war einfach ein unbeschreibliches Rennerlebnis."

Über Lektionen aus der Vergangenheit und Wünsche für die Zukunft

Ohne Zweifel, Mountainbiken ist nicht nur eine Sportart, sondern ein Lifestyle. Dazu gehören auch Community und Gemeinschaftsgefühl. Wer denkt, dass Biken ein Einzelsport ist, liegt falsch: "Die wichtigste Lektion, die ich beim Biken gelernt habe, ist, dass man früh mit guten Fahrern in Berührung kommt. Das ist im Bikepark großartig, man trifft sich, man kann sich etwas abschauen und man bekommt Tipps. Davon profitiert man sehr", verrät uns Vali. Auch auf die Frage nach ihren Wünschen für den Bike-Lifestyle antwortet sie ganz im Sinne der Community: "Ich hoffe, dass das Radfahren irgendwann so viel Aufmerksamkeit bekommt, wie das Skifahren im Winter."

Bilder: (c) Moritz Ablinger