Die Schoatnhex: Holzschnitzerin Lisa Hirschbichler

Wir folgen dem Motorsägengeräusch durch die beschauliche Siedlung in Saalfelden bis wir Sägespäne aus einem Verschlag spritzen sehen. Es ist eine Holzwerkstatt. Dort finden wir die Schoatnhex von Saalfelden Leogang: Lisa Hirschbichler. Die Saalfeldnerin fertigt hier schaurige Krampusmasken für Frauen und Männer, Skulpturen, Reliefs und vieles mehr aus Holz. Eher untypisch für eine Frau, hätten wir gesagt, und wittern hier gleich eine ganz besondere Geschichte.

Die Schoatnhex: Mit Motorsäge auf dem Besenstiel

Wer von Ende November bis Mitte Dezember bei uns unterwegs ist, besonders zur Dämmerung, wird immer mit einem Ohr aufmerksam lauschen. Denn den Krampus mit seinen Schellen hört man schon von Weitem. Das Böse soll der Begleiter des Nikolaus vertreiben und schaut dabei mit seiner handgeschnitzen Maske besonders gruslig aus. Das war schon immer so. Was nicht immer so war, ist, dass eine junge Frau hier mitmischt und neue Akzente setzt. Lisa Hirschbichler ist 29 Jahre jung und weiß ganz genau was sie will: eine Frauen-Krampuspass mit eigenen femininen Masken! "Schoatnhex" nennt sie sich. Den Namen verdankt sie ihrem Freund Erwin Herzog, der sie zum Holzschnitzen brachte. Besonders zu Beginn ihrer Karriere war sie oft auf und auf mit Schoatn (wie wir zu Holzspänen sagen) bedeckt - schnell war der Name geboren und zu ihrem Markenzeichen geworden. Sogar im Logo reitet eine Hexe auf einem Besenstiel - mit einer Motorsäge in der Hand.

Aus Holz entstehen Krampusmasken, Elfen und auch Faultiere

Wenn man Lisa auf der Straße treffen würde, würde man ihr diesen Job wahrscheinlich nicht zutrauen. Doch die gelernte Masseurin und Fitnesstrainerin, mit ihrer sportlichen Figur, den zarten Händen und den Dreadlocks arbeitet nun schon seit 2015 - seit 2018 sogar hauptberuflich - in der Männerdomäne des Maskenschnitzens. Was sie begeistert? "Es ist immer ein geniales Gefühl", schwärmt die engagierte Künstlerin, "wenn man einen Plan und ein großes, grobes Stück Holz vor sich hat, dieses Stück für Stück bearbeitet und am Ende kommt ein tolles Ergebnis dabei raus." Großen Respekt hat sie vor Motorsägen. Bei einem Holzsymposium hat sie dann gelernt, dass es auch mit anderen Werkzeugen geht. Doch seit dem letzten Jahr probiert sie sich auch immer öfter an der Motorsäge und die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen.

Regionales Zirbenholz

Am liebsten arbeitet sie mit Zirbenholz, da es so schön weich ist und es hat noch einen zusätzlichen Effekt. Es wirkt nämlich antibakteriell, was besonders bei den Krampusmasken wichtig ist, da der Träger oder die Trägerin auch schon mal ins Schwitzen kommen kann. "Das Gesicht des Trägers muss sich in der Maske wohlfühlen wie in einem gemütlichen Wohnzimmer." Denn eine Maske kann bis zu fünf Kilo oder mehr wiegen, je nach Ausführung und Hörnern. "Die Hörner sind meist echt, von Ziegen, Kühen oder Widdern. Die besorge ich vom Metzger und Krampus-Ausstatter oder ein Kunde bringt sie mit." Obwohl die Krampussaison im letzten Jahr ins Wasser viel, war das kein Grund aufzugeben. Jetzt schnitzt sie auch Tierskulpturen, Feen, Elfen, Reliefs. Und was ist jetzt mehr Arbeit? Für eine Maske braucht sie rund 25 bis 30 Stunden. Große Skulpturen brauchen mehr Zeit, Masken sind aber aufwendiger in der Feinarbeit. Die größte Figur bisher war ein Faultier auf einem Baum aus Lärchenholz, 1,30 Meter hoch. "Die Figur steckt schon im Holz", erklärt sie schmunzelnd, "man muss nur wissen, was weggehört."

Lisas Vision: Krampusmasken für Frauen für eine eigene Frauen-Pass

Noch eine wichtige Frage an Lisa: Hast du Angst vor deinen eigenen Masken? "Nein", lacht sie. "Früher hatte ich große Angst vor Perchten und Krampussen. Aber seitdem ich weiß, wie die Grimassen entstehen, laufe ich oft sogar selber bei einem Umzug als Krampus mit - natürlich mit einer Maske von mir." Und das ist eine besondere, denn Lisa schnitzt Masken für Frauen. Was diese so besonders macht? Sie haben feinere Züge, zartere Details, aber sind dadurch auf keinen Fall weniger gruslig als die altbekannten Masken. Ihr großes Ziel: Eine Krampus-Pass nur mit Frauen! Denn: "Die Welt des Krampus verträgt einen femininen Touch." Also haltet jetzt immer schön die Augen offen, ob ihr beim nächsten Besuch des Krampus vielleicht sogar eine Maske von Lisa entdeckt!

Bilder: Michael Geißler