So geht Trailbau in Saalfelden Leogang

So ein Trail shaped sich nicht von alleine. Dass es dafür aber nicht immer schwere Geräte wie Bagger, Walze und Co braucht, beweist das Shaper-Team rund um Reini Unterberger. Im Einklang mit der Natur wird hier ein weiterer Traum-Trail in den Wald gezaubert, den wir noch in diesem Sommer genießen dürfen. 

Da kommt etwas Neues auf uns zu

Macht euch bereit für den Knappentrail! Er teilt sich zwar Ein- und Ausgang mit dem wohlbekannten Schwarzleo-Trail, aber sonst schlängelt er sich eigenständig den Hang hinunter. Nur manchmal erblickt man bei einem raschen Blick nach rechts den älteren Bruder. Gleich wie seine Artgenossen Schwarzleo-, Forsthof- und Matzalmtrail ist der Knappentrail ein naturbelassener Trail. Das heißt, beim Bau kommen keine schweren Geräte zum Einsatz und es werden ausschließlich Naturelemente verwendet. Reine Handarbeit also.

Die Erbauer

Beim Bau eines solchen Trails verlassen wir uns natürlich auf Profis. Reini Unterberger und Markus Hampl sind schon alte Hasen (die machen das schon seit bald 20 Jahren), wenn es um den natürlichen Trailbau geht. Wenn man bedenkt, dass bei uns in Europa noch gar nicht so lange naturbelassene Trails & Lines gebaut werden, ist das schon etwas Besonderes. Den Ursprung dieser Bike-Trail-Bauart findet man übrigens in Kanada. Dort sind die Einheimischen die Wege der Holzarbeiter mit den Bikes runtergebrettert und haben sich gedacht "Geil!". Dieses Feeling bekommt ihr bei unseren Trails ganz ohne "Schwarzfahren"!

Und so geht's

Bevor auch nur eine Wurzel entfernt oder eine Schaufel Erde bewegt wird, muss zuerst der Wald abgegangen und die perfekte Linie gefunden werden. Halt, stopp! Ganz vorher kommt noch die Bürokratie. Man kann nämlich nicht einfach einen Trail in den Wald zimmern. Da braucht es die Genehmigung des Grundstückeigentümers, der Behörde und vom Naturschutz. Erst, wenn das alles passt, legt unser Team los. Aber wie gesagt, man fängt nicht einfach blind an zu arbeiten. Die perfekte Linie müssen die Shaper schon vorher im Kopf haben. Wenn man ohne Plan anfängt, kann es passieren, dass man auf einmal vor einem Abgrund steht und es nicht mehr weitergeht - wie so oft im Leben. Deshalb muss zuerst die Line stehen. Wenn der Plan im Kopf Gestalt annimmt, fängt die richtige Arbeit an. Mit einem Trimmer wird der Weg erstmal frei gemacht. Danach werden feine Wurzeln entfernt und der Trail mit gutem Material - a.k.a. Erde - aufgefüllt. Danach kommt noch eine Schicht Schiefer drauf. Der Schiefer vermischt sich dann über die Zeit immer mehr mit der Erde. Das garantiert, dass das Regenwasser gut versickert. Deshalb muss die Deckschicht immer aus einem Gestein bestehen, das vor Ort in der Natur vorkommt. So zieht sich das über die gesamte Strecke von einem knappen Kilometer - so lange wird der neue Knappentrail - durch den Wald.

Mehr als bloß Handarbeit

Einen Trail im Einklang mit der Natur zu shapen ist mehr als nur der Verzicht auf Bagger und Walze. Da geht es darum, Rücksicht auf die Natur zu nehmen. Die Gegenbenheiten zu akzeptieren und den Trail daran anzupassen, nicht umgekehrt. Es werden keine Bäume gefällt, die noch voll im Saft stehen. Nur abgewipfelte Bäume (die haben Borkenkäfer übrigens besonders gern) werden abgesägt. Diese werden dann aber postwendend in den Trail als Abgrenzungen eingebaut. Diese braucht man unbedingt damit der Weg nicht abrutscht oder sich zu schnell verschmälert. Die Stämme sind nachhaltig. Sie brauchen ca. 15 Jahre bis sie verrotten. So lange hält der Trail dann, wenn man ihn nach jedem Winter pflegt. Nicht nur die Bäume werden erhalten. Der gesamte Waldboden mit Moosen und anderen Pflanzen, der wegen der Linie weichen muss, wird gleich an einer anderen Stelle wieder neu angebracht. Dort wächst er wieder an und es ist als wäre es schon immer so gewesen. Graben Reini und Markus beim Freimachen des Wegs einmal Steine aus, werden diese als Übergang von einer Passage zur anderen verwendet.

Natur pur - also fast

Nur weil man so naturbelassen wie möglich arbeitet, muss man dabei natürlich nicht auf ein paar technische Hilfsmittel verzichten. So brauchen die Shaper Motorsägen, Trimmer, Bohrmaschinen, Akkuschrauber und eine E-Scheibtruhe. Man muss es sich ja nicht absichtlich schwer machen. ;-) Manche Streckenabschnitte verlangen nach ein paar zusätzlichen Elementen, wie Northshores (= kleine Stege aus Holz, die man auch vom Wandern kennt) oder Brücken. Diese sorgen dafür, dass die Feuchtflächen mit ihren faszinierenden Moosarten geschont werden und normal gedeihen können. Gezimmert werden die Elemente aus regionalem Holz von Nico und Simon von kolap. Die zwei bauen auch Elemente für Extremsport-Events und Bikeparks auf der ganzen Welt und wissen, wie der Hase läuft. Für 10 Meter Brücke brauchen sie ungefähr einen Tag - da geht dann schon etwas weiter!

Und noch ein paar beeindruckende Zahlen & Facts

Natürlich hab ich die vier auch nach ein paar Details gefragt. Reini und Markus schaffen zu zweit 50 Meter Trailbau am Tag. Das macht eine Arbeitszeit von 20 Tagen für den neuen Knappentrail - da kommt noch die Arbeitszeit von Simon und Nico für die Brücken dazu. Reini hat in seinen bald 20 Jahren als Trailbauer schon 100.000 Meter gebaut - das ist zweimal der Durchmesser des Planeten Neptun! Mehr unnützes Wissen: Wenn man einen Trail baut, der einen Kilometer lang und einen Meter breit ist, bewegt man ca. 500 Kubikmeter Erde. Und für alle, die es ganz genau wissen wollen: Hier hab ich eine kleine Liste der Gerätschaften, die Reini und Markus für den Trailbau brauchen:

  • Motortrimmer
  • Teleskop-Motorsäge (bis zu 6 m) 
  • E-Scheibtruhe
  • Große und kleine Motorsäge
  • "Zapi" zum Bäumeziehen
  • Laubbläser
  • Schaufel
  • Besen 
  • Rechen
  • Vorschlaghammer
  • Akkuschrauber 
  • Erdhacke
  • Auto mit Hänger
  • Rüttelplatte
  • VIEL JAUSE

Mein Fazit

Im Zuge meiner Recherchen habe ich den Trail während der Bauarbeiten zweimal besucht. Einmal bei Regen und einmal bei schönem Wetter. Bei Regen braucht man gar nicht erst zu versuchen beim Trailbau einen Meter weiterzukommen. Sofort versinkt man in der Erde oder rutscht ab, da die Deckschicht aus Schiefer noch fehlt. Das hat dann mehr von einer Schlammschlacht. An solchen Tagen werden Arbeiten wie Holzlieferungen für die Brücken verrichtet. Bei schönem Wetter haben die zwei einfach den geilsten Arbeitsplatz der Welt! Sie stehen mitten in einem kühlen Wald, gelegentlich kommt ein Lüftchen und links und rechts vom Weg wachsen wilde Heidelbeeren - bei uns besser bekannt als "Moosbee". Am benachbarten Schwarzleo-Trail kommen immer wieder ein paar Biker daher und sie sehen, wie viel Spaß der Trail macht, den sie das Jahr zuvor gebaut haben. Was gibt's Schöneres?!