Ein Blick hinter die Kulissen des Feuerbrennens

Unzählige Feuer werden jedes Jahr Ende Juni auf den Bergkämmen und in Senken rund um das Saalfeldner Becken und die Leoganger Steinberge entzündet. Die traditionellen Feuer in Saalfelden Leogang können bei verschiedenen Veranstaltungen bestaunt werden. Entweder man genießt das Sonnwendfest am malerischen Ritzensee in Saalfelden oder man fährt in Leogang mit der Asitzbahn hoch, um die Bergfeuer aus nächster Nähe zu betrachten. In einem Radius von 360 Grad sieht man dort tausende Sonnwendfeuer.

Die jahrhundertealte Tradition des Feuerbrennens

Der Ursprung dieser alten Tradition stammt aus dem 14. Jahrhundert und dem Pinzgauer Volksglauben nach, vertreibt das Sonnwendfeuer böse Dämonen, die Krankheiten, Vieh- oder Hagelschaden verursachen. Als Symbol für die Sonne sollte das Feuer auch Wachstum und Fruchtbarkeit auf Wiesen und Felder bringen.

 

Das Edelweiß im Steinernen Meer

In Saalfelden Leogang gelten diese Feuer als besonders schön und einzigartig. Vereinsmitglieder des Alpenvereins, des Bergrettungsdienstes, der Feuerwehr und der Naturfreunde setzen mit den vielen Feuern die Leoganger Steinberge und das Steinerne Meer jährlich in Szene. Vom Tal aus lassen sich die leuchtenden Umrisse der Berge und die vielen Feuerbilder gut beobachten. Eines der bekanntesten Feuerbilder ist das Edelweiß in der Schneegrube des Steinernen Meers, zwischen Persailhorn, Mitterhorn und Breithorn. Seit 1956 zeichnet die Feuerwehr Saalfelden auf über 2.000 Metern das 100 Meter breite und 180 Meter lange Edelweiß mit rund 800 Fackeln in die Schneegrube als Symbol der Bergsteiger. Wie groß das Bildnis genau wird, hängt immer von den aktuellen Schneeverhältnissen ab. Um Punkt 22.00 Uhr werden als Startsignal für die Entzündung der Feuer vom Tal aus drei roten Leuchtkugeln abgeschossen und die Berge erstrahlen. Aber wieso eigentlich 22.00 Uhr? Laut dem Ortsfeuerwehrkommandant Saalfelden, Thomas Schreder, zeigt die Erfahrung, dass um diese Uhrzeit die Dämmerung bereits eingesetzt hat und die Lichtverhältnisse für das Abbrennen der Fackeln am besten ist. Wenn sich ein Schlechtwetter nähert, können sie auch schon früher abgebrannt werden. 

Die Veranstaltungen am Berg und See

Am wunderschönen Ritzensee in Saalfelden wird die Sonnenwende mit einem Sonnwendfest ab 18.00 Uhr für Gäste und Einheimische gefeiert. Dabei werden unzählige Feuer auf den Bergkämmen rund um das Saalfeldner Becken entzündet. Das riesige Edelweiß mitten in der Schneegrube des Steinernen Meeres sorgt für einen glühenden Blumengruß. Jedes Jahr wird die Feuerwehrjugend am Ritzensee auch die Jahreszahl entzünden. Die Sonnwendfeuer wird auch am beliebten Asitz in Leogang gefeiert. Die Asitzbahn bietet eine Sonderfahrt ab 17.00 Uhr, womit man in einem Radius von 360° Grad auf 1.870 m Seehöhe tausende Sonnwendfeuer bestaunen kann.

Hinter die Kulissen

Berichtet von Gerhard Weilguny, Obmann des Alpenvereins Leogang

 

Das ganze Jahr über geben viele Leoganger:innen ihre Kerzenreste in den bereitgestellten Behältern beim Alpenvereinsheim ab. Zwei Wochen vor dem Feuerbrenntermin stellt ein Team an einem Tag die Feuerpackerl her. Dabei wird das Wachs in einem Spezialofen geschmolzen und in heißer, flüssiger Form in einer Wanne mit Sägespänen vermischt. Diese Mischung wird dann in Papiersackerl gefüllt, wobei Jedes ca. 2,5 kg schwer ist.

Am Nachmittag des Feuerbrenntages steigen die Bergsteiger einzeln oder in kleinen Gruppen auf und tragen, jeder 4 bis 8 Feuer, auf die Gipfel hinauf. Der Aufstieg über alte Schneefelder ist oft nicht ungefährlich. Eine Stunde vor dem Anzünden verteilen sie sich auf den ausgesetzten Graten der Leoganger Steinberge und des Steinernen Meeres und platzieren die Feuer an, vom Tal aus, gut sichtbaren Stellen. Wenn das Wetter es zulässt, kann man immer die Feuer bei der Passauer Hütte bewundern.

Die letzten Minuten vor dem Anzünden bilden den emotionalsten Moment für jeden Feuerbrenner. Alles ist ruhig und jeder ist in diesen Minuten in sich gekehrt und genießt diese magische Stimmung. Alles ist vorbereitet. Dann das Kommando "Anzünden". Jeder eilt, so schnell er kann und wie es die Sicherheit des Bergsteigens in der Dunkelheit zulässt, zu seinen Feuern und entzündet sie. Das kann schon mal 5-10 Minuten dauern, bis alle brennen. Die Feuer hinterlassen keine bleibende Spur, da die handteller-Große Aschenfläche durch den nächsten Regen weggespült wird.

Die Feuerbrenner treffen sich wieder am Grat und steigen gemeinsam im spärlichen Licht ihrer Stirnlampen ab. Jetzt ist größte Vorsicht geboten. Wenn alle wieder gut bei der Hütte angekommen sind, wird die ganze Nacht gefeiert. Einige steigen jedoch auch gleich noch in der Nacht ins Tal ab.

Was ist die Schwierigkeit?

Am Steinernen Meer wird recht früh gestartet (8 Uhr morgens). Nach dem Anmarsch in die Schneegrube beginnt die eigentliche Arbeit, berichtet Thomas Schreder, Ortsfeuerwehrkommandant Saalfelden. Man ist den ganzen Tag gefordert und muss trittsicher unterwegs sein. Ebenso ist man den Wetter schutzlos ausgeliefert. Nach dem Entzünden steht der schwierigste Teil an. Im Dunklen muss der sehr schmale und schwierige Weg ins Tal gegangen werden. Zum Ende hin, obwohl man müde ist, muss man sich noch konzentrieren und aufpassen, dass man heil runterkommt. 

Was ist das Schönste?

Wenn alles vorbereitet ist und überprüft wurde und die Dunkelheit langsam hereinbricht werden die Feuerbilder entzündet, erzählt Thomas Schreder. Beim Edelweiß, am unteren Rand der Schneegrube gibt es einen großen Stein. Dort treffen sich alle die geholfen haben und mit aufgestiegen sind. Man blickt noch mal in die Schneegrube, sieht die getane Arbeit. Das Schwitzen und der Aufwand haben sich ausgezahlt! Jeder ist froh und glücklich, wenn das Edelweiß am Steinernen Meer erstrahlt.

Bergfeuer sind wunderschön, egal welche Blickrichtung man nimmt. Seien es die erleuchteten Bergrücken oder eigene Feuerbilder, die abgebrannt werden. Da gibt es keinen Unterschied oder Konkurrenz zwischen Saalfelden und Leogang. Es ist das Gesamtbild, welches faszinierend ist und die Besonderheit ausmacht.

Thomas Schreder, Ortsfeuerwehrkommandant Saalfelden

Willst du auch dabei sein?

Wer Interesse hat in den nächsten Jahren mitzumachen, kann sich jederzeit bei der Feuerwehr Saalfelden oder beim Alpenverein Leogang melden. Alle helfenden Hände sind herzlich willkommen. Dazu können wir bereits die Sonnwendtermine für die nächsten Jahre vermitteln:

  • 22.06.2024
  • 21.06.2025
  • 20.06.2026

Wir wünschen euch allen eine wunderschöne Sonnenwende in Saalfelden Leogang!

 

Bilder: Lukas Klima, Michael Geißler, Feuerwehr Saalfelden, Alpenverein Leogang