Besucherzahlen übertrafen alle Erwartungen

Montag, 25.08.2025

Besucherzahlen übertrafen alle Erwartungen

45. Jazzfestival Saalfelden

Mit der energiegeladenen Session des österreichischen Bassisten Lukas Kranzelbinder ging am gestrigen Abend das 45. Jazzfestival Saalfelden zu Ende. Vier Tage lang wurde die Stadt im Salzburger Land einmal mehr zur Bühne für zeitgenössischen Jazz und experimentelle Musikformen – und zum Treffpunkt für ein ebenso offenes wie enthusiastisches Publikum.


190 Künstler:innen aus 26 Ländern, mehr als 28.500 Konzertbesuche, eine Auslastung von 98 % und ein Rekord beim Ticketverkauf: Das Festival 2025 hat sämtliche Erwartungen übertroffen. Es war ein Programm, das sich dem Schubladendenken konsequent entzog – stilistisch vielfältig, künstlerisch mutig und emotional berührend.


Ein Festival zwischen Natur und Urbanität
Schon der Festivalauftakt am Donnerstag war ein Statement: Die City Tracks im Stadtpark zogen mit Acts wie Sir Waldo Weathers & Henry Carpaneto Trio sowie Vieux Farka Touré zahlreiche Besucher:innen an und verwandelten das Zentrum Saalfeldens in eine Funk- und Blues-Zone. Der niederländische Gitarrist Teis Semey, welcher über das gesamte Festivalwochenende mehrere Bühnen bespielte, gab sein erstes Konzert gemeinsam mit der estnischen Pianistin Kirke Karja in der außergewöhnlichen Kulisse der Buchbinderei Fuchs. Und auch das Projekt "Chez Fría – Die Kunst dem Fuge" vereinte Altes und Neues – von Barock bis Trap – zu einem humorvollen Klangexperiment.

Die beliebten Short Cuts im Nexus lieferten erneut große Entdeckungen auf kleiner Bühne: Konzerte von Max Andrzejewski & Ensemble Resonanz, Alfred Vogel mit Leo Genovese & Camila Nebbia sowie dem portugiesischen Trio HIIT sorgten bereits am ersten Tag für ausverkaufte Räume.
In der industriellen Atmosphäre der Otto-Gruber-Halle entstanden mit Acts wie Phønix und I Like To Sleep eindrucksvolle Klangräume, während draußen im Stadtpark Bands wie die SoulVision Allstars oder die italienische Formation Shanti Powa selbst bei kühleren Temperaturen für Festivalstimmung sorgten.

 

Vielfalt auf der Mainstage
Nach dem Eröffnungskonzert der Mainstage im Congress Saalfelden durch den österreichischen Musiker Leonhard Skorupa, der für sein Auftragsprojekt „Sonic Feast“ aus Deutschland und Estland Mitstreiter an Saxophon, Klavier, Bass und Schlagwerk holte, gehörte die Bühne mit Laura Jurd, Tomoki Sanders, [Ahmed], Ancient to the Future und The Bad Plus w/ Chris Potter & Craig Taborn in diesem Jahr vor allem internationalen Formationen und auch der österreichische Schlagzeuger Alfred Vogel bringt mit seinem Bezau Beatz Orchestra of Good Hope Argentinien und Portugal ins Spiel. 

 

Jazz in der Natur – und mitten in der Stadt
Als einzigartige Erlebnisse erwiesen sich erneut die Mountain Tracks und musikalischen Flashmobs: Das Einsiedelei-Konzert mit Laura Jurd und Saxophonist Jon Irabagon ließ die Klanglandschaft der Berge in völlig neuem Licht erscheinen. Valentin Schuster und weitere Künstler:innen setzten mit spontanen Mini-Konzerten an unerwarteten Orten kreative Akzente im Stadtbild – ein Markenzeichen des Festivals.


Rekorde, Auszeichnungen und Wirkung
„Wir blicken auf eine außergewöhnlich erfolgreiche Ausgabe in der Geschichte des Festivals zurück“, sagt Geschäftsführer der Saalfelden Leogang Touristik & Veranstalter des Jazzfestivals Saalfelden Marco Pointner. „Mit einer Auslastung von 98 % und mit knapp über 28.500 Konzertbesuchen wurde das bisherige Rekordergebnis noch einmal leicht übertroffen – und es wurden so viele Tickets verkauft wie noch nie zuvor.“


Ein besonderer Meilenstein war die Verleihung des EJN Award for Adventurous Programming, der die mutige und vielfältige Programmauswahl des Festivals auf europäischer Ebene würdigt. Dass sich künstlerischer Anspruch und wirtschaftlicher Erfolg nicht ausschließen, zeigt die aktuelle Wertschöpfungsstudie: Das Festival generierte eine regionale Bruttowertschöpfung von rund 5,3 Millionen Euro.


Bei einem Gesamtbudget von rund 870.000 Euro konnten über 190.000 Euro durch Ticketverkäufe erzielt werden – so viel wie noch nie. Besonders erfreulich: Das Publikum wächst nicht nur zahlenmäßig, sondern auch in seiner Vielfalt. Immer mehr junge und internationale Gäste zieht es nach Saalfelden, während gleichzeitig viele langjährige Jazzliebhaber:innen dem Festival die Treue halten – eine Balance, die seine Zukunftsfähigkeit eindrucksvoll unterstreicht.


Unvergessliche Momente und künstlerische Höhepunkte
Ob intime Improvisationen in der Buchbinderei, tanzbare Grooves im Stadtpark oder atemberaubende Klanglandschaften hoch oben in den Bergen – das 45. Jazzfestival Saalfelden war geprägt von Momenten, die berührten, überraschten und lange nachwirkten.
Künstler:innen wie Patricia Brennan, Mette Rasmussen, Ingebrigt Håker Flaten, Andreas Schaerer oder Sun-Mi Hong machten das Festival zu einem Ort musikalischer Freiheit. Grenzen verschwammen, neue Klangräume wurden geöffnet – und immer wieder entstand zwischen Bühne und Publikum eine besondere Verbindung.


Mario Steidl, künstlerischer Leiter des Jazzfestivals Saalfelden ist begeistert: „Immer, wenn ich denke, es geht nicht besser, überrascht mich das Festival erneut: Es bewegt, rührt, macht glücklich und dankbar – und geht ein kleines Stück tiefer als alles, was davor war. Vielleicht wachsen wir mit der Zeit gemeinsam: Künstler:innen, Publikum, Team und Stadt – und werden zu einer Art „Large Ensemble“, das sich neugierig und voller Freude begegnet, sich gegenseitig trägt und antreibt und immer wieder mit Vorfreude ins nächste Abenteuer stürzt. Ich bin dankbar, dass uns der EJN Adventurous Programming Award einen Zwischenapplaus geschenkt hat, der uns ermutigt, weiterzumachen.“


Ausblick: Die Vorfreude beginnt jetzt
Nach diesem herausragenden Festivaljahr blickt das Team mit großer Zuversicht und frischer Inspiration auf die kommenden Ausgaben. Das kleine, feine Winterfestival „3 Tage Jazz“ wird von 23. bis 25. Jänner 2026 stattfinden, bevor dann im Sommer das 46. Jazzfestival Saalfelden von 20. bis 23. August 2026 auf dem Programm steht. Auch im kommenden Jahr darf man sich also wieder auf ebenso vielseitige wie mutige Programme freuen.


Dabei bleibt das Festival seinem Kern treu: musikalische Entdeckungen in besonderer Umgebung, geprägt von Offenheit, Experimentierfreude und einer einzigartigen Atmosphäre zwischen Bergen und Bühnen. Die Vorbereitungen laufen bereits – und wer 2025 dabei war, weiß: Es lohnt sich, frühzeitig den Kalender zu zücken.